7 Grundvoraussetzungen für gutes Influencer-Marketing – und ihre abschreckenden Negativ-Beispiele
Instagrammerinnen, die ein neues Beautyprodukt in der Hand haltend und grinsend vor ihrem Camper in einem kargen brandenburgischen Waldstück stehen, sind kaum noch wegzudenken. Influencer zählen zu den angesagtesten Werkzeugen im Marketingmix. Auf was man dabei jedoch achten sollte und welche abschreckenden Negativbeispiele das Netz jeweils dazu bereithält.
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Warum eigentlich Instagram?
Inhaltsverzeichnis
Für viele Unternehmen und gerade Marken im Bereich Fashion und Lifestyle sind Influencer und ihr Haupt-Tätigkeitskanal Instagram kaum noch wegzudenken. Und diverse Auswertungen und Studien geben ihnen sogar recht. Aus einer Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstitut Splendid Research geht hervor, dass sich vor allem Personen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren überdurchschnittlich häufig zu einer Kaufentscheidung via Influencer bewegen lassen. Fast jeder dritte Befragte in dieser Altersgruppe gab an, schon einmal ein Produkt aufgrund einer Influencer-Empfehlung gekauft zu haben. Vor allem Frauen sind typische Impuls-Instagram-Käuferinnen. Zwei Drittel aller Produktkäufe, die auf Influencer-Marketing zurückgehen, werden von Frauen getätigt.
Frauen vertrauen vor allem Influencern im Bereich Beauty und Körperpflege
Am häufigsten gekauft: Produkte aus dem Segment Beauty und Körperpflege (66%) und Bekleidung (32%). Bei Männern fokussieren sich unmittelbar rückführbare Käufe auf die Produktgruppen Technik (45%) und Computerspiele (29%).
Instagram ist für Millennials heute das, was für frühere Generationen der Teleshopping-Sender QVC war.
twitterte Dan Seifert, US-Kolumnist vom Tech-Blog “The Verge“ per Twitter und löste damit eine öffentliche Debatte zur Wahrnehmung und zum aktuellen Image von Influencer Marketing aus.
2 von 3 Käufe, die durch Influencer angeregt wurden, gehen auf Frauen zurück. Davon mehr als 60% im Bereich Beauty und Körperpflege.
Neben aller Diskussion und immer wieder auftauchenden Negativbeispielen: es gibt Bereiche, in denen Influencer-Marketing funktioniert – also Verkäufe generiert und/oder die Wahrnehmung einer Marke nachweislich verbessert wird. Zum Tragen dabei kommt jedoch vor allem ein Faktor, der auch in der oben bereits angesprochenenen Studie erarbeitet wurde: die Produktplatzierungen der Influencer müssen als authentisch und der Influencer selbst als vertrauensvoll wahrgenommen werden.
Instagram kann – richtig gemacht – funktionieren
Produkt/Unternehmen und Influencer müssen zusammenpassen und das Produkt authentisch inszeniert werden.
Doch welche Faktoren können für eine entsprechende Bewertung einer potentiellen Zusammenarbeit herangezogen werden? Welche Zahlen oder Elemente geben Aufschluss darüber, ob Werbung auf dem jeweiligen Profil funktioniert?
Wir haben die wesentlichen Faktoren zusammengestellt und zeigen anhand echter und abschreckender Praxisbeispiele, wie man es genau nicht macht.
1. Thematische Ausrichtung
Zunächst einmal ist wichtig, dass der ausgewählte Influencer oder die die ausgewählte Influencerin in der thematischen Ausrichtung zum Produkt passt, das beworben werden soll. Hier bestehen zwei unterschiedliche Ansätze, die in der Praxis auch parallel getestet und ausgewertet werden können.
Beispiel: Ein Hersteller für Haarpflegeprodukte wählt gezielt einen Influencer aus, der Content im Bereich Haarpflege und Kosmetikprodukte ausspielt. Das ergibt vor allem dann Sinn, wenn über ein neues Produkt informiert werden soll, das die affine Zielgruppe noch nicht kennt.
Beispiel: Ein Anbieter für Lebensversicherungen möchte Produkte platzieren und wählt einen Kanal aus dem Beauty-Segment aus. Das ergibt vor allem dann Sinn, wenn es sich um ein Produkt handelt, das erklärungsbedürftig ist und das Erschließen neuer Kunden via klassischer Werbemaßnahmen an seine Grenzen gelangt ist. Wählt man diese Art der Produktplatzierung ist es jedoch sehr wichtig, das Produkt ausführlich zu erklären – insbesondere: Einsatzzweck, Bedarfshintergrund, Kosten, Nutzen und Rahmenbedingungen. Nur dann kann authentisch erklärt werden, warum dieses – für die Follower ungewöhnliche Produkt – auf dem Kanal platziert wird. Hier ist insbesondere die Mitarbeit des jeweiligen Influencers erforderlich.
2. Reichweite
Verlockend erscheint es, mit der eigenen Produktplatzierungen sofort auf den größten Accounts am Markt zu starten. Gegenargumente: das kann verdammt teuer werden. Und: nur mit dem Erreichen vieler Follower ist noch nicht sichergestellt, ob man auch Interessierte erreicht und die Produktbewerbung überhaupt wahrgenommen wird. Daher spielen in Sachen Reichweite auch noch andere Kennzahlen eine Rolle.
3. Authentizität & Vertrauen
Ein weiterer wichtiger Faktor, der zwar nicht zahlengetrieben messbar, aber durchaus feststellbar ist: wie authentisch wirkt ein Account und wie groß ist das Vertrauen zwischen Followern und Influencern. Durchaus eine relevante Fragestellung ist: Gilt der jeweilige Influencer als Experte in einem bestimmten Gebiet? Wird ihm hier sachliches Know-How zugeschrieben? Glaubt man seinen Aussagen?
Authentizität lässt sich dabei vor allem dadurch schaffen, dass der Influencer im Zusammenhang mit dem beworbenen Produkt tatsächlich von seiner Lebensrealität berichtet. Gestellte Fotos werden auch von den Nutzern nicht als real wahrgenommen und versprechen keine hohen Verkaufsraten. Berichtet der Influencer jedoch von realen Verbesserungen, die durch das Produkt eingetreten sind und kann diese durch Videos, Fotos oder Zahlen belegen, steigt die Interaktionsquote der Nutzer deutlich an.
Einen hohen Trust-Faktor erzielt ein Influencer vor allem dann, wenn er bereits in der Vergangenheit und ohne vorher mit dem jeweiligen Produkt in Berührung gewesen zu sein, ein gewisses Expertentum in dem Themenbereich aufgebaut hat. So kann er beispielsweise verschiedene Produkte des gleichen Einsatzgebietes vergleichen oder komplexere Produkte und deren Nutzen verständlich und einfach transportieren beispielsweise durch ein entsprechendes Studium, eine Ausbildung oder Berufserfahrungen in diesem Bereich.
4. Produktpräsentation
Bei der Präsentation des zu bewerbendes Produktes geht es vor allem darum, glaubwürdig darzustellen, wann – also in welchen konkreten Lebens- oder Alltagssituationen – das Produkt benötigt wird, wofür man es einsetzt und wie es zu handhaben ist. Auf den ersten Blick erscheint das als Handlungsempfehlung zunächst einmal recht simpel. Doch die Realität zeigt: Parfüm am Strand, Schokolade bei 40 Grad Außentemperatur, die elektrische Zahnbürste im Pool. Offensichtlich legen einige Influencer vermehrt ihren Fokus auf Quantität, denn auf Qualität.
Dabei ist Bildsprache gerade auf einer visuellen Plattform via Instagram das A und O. Daher sollte als Unternehmen vor Beginn einer konkreten Zusammenarbeit geklärt werden, wie der mögliche Influencer das Produkt dann konkret präsentieren möchte. Hier ist es hilfreich in Kooperation mit dem jeweiligen Partner drei bis vier konkrete Ansätze zu erarbeiten und dann die favorisierte Idee der Umsetzung auszuwählen. So wappnet man sich nicht nur vor negativer Publicity auf einschlägigen Blogs, die sich als „Wall of Shame“ des Influencer-Marketings gebildet haben, sondern erreicht tatsächlich eine authentische Wahrnehmung des Produkts durch die Nutzer.
Denn seien wir ehrlich: niemand kauft eine elektrische Zahnbürste, weil ein berühmter Instagram-Star sie im Pool sitzend in die Kamera hält. Wir kaufen eine elektrische Zahnbürste, weil wir uns einen konkreten, ganz praktischen Nutzen von ihr versprechen oder weil sie ein Problem löst, das uns tagtäglich beschäftigt. Daher gilt: bei der Produktpräsentation sollten drei goldene Regeln befolgt werden.
Glaubwürdig bleiben, Inhalte VOR Beginn der Kooperation definieren, Bedarf zu tatsächlichen Bedürfnissen wecken
5. Leidenschaft & Engagement
Man sollte meinen, Leidenschaft und Engagement seien Kennzahlen aus dem eher „weicheren“ und nicht messbaren Bereich einer Kooperation. Das trifft nicht ganz zu. Gerade das Engagement eines Influencers, also nicht nur wie sehr er oder sie sich ganz persönlich in einer Kooperation engagiert, sondern wie sehr er/sie auch die Community und die User, die ihm oder ihr folgen mitnehmen kann, lässt sich anhand von Kennzahlen ablesen – zum Beispiel wenn ein Accountinhaber nach den Erfahrungen der User mit einem Produkt fragt (ohne Angst vor schlechtem Feedback haben zu müssen), Designideen einholen oder auf sonstige Arten die Interaktion und die Auseinandersetzung mit dem Produkt steigern will.
Verfügt der Account, mit dem man potentiell zusammenarbeiten möchte, bereits über bestehende Kooperationen, sollte man sich bestehende Sponsored Posts und die Reaktionen der User darauf also genauestens ansehen. Hilfreich kann es auch sein, den Influencer selbst aktiv zu unterstützen, beispielsweise mithilfe eines Gewinnspiels oder einer Verlosung. So lassen sich zusätzlich zu allgemeinen Nutzerdaten auch sehr spezielle Lead-Daten generieren. Oft sind Influencer hier abgeneigt, da die werbliche Wahrnehmung ihrer Inhalte so aus ihrer Sicht „zu stark“ wird.
Solltet ihr als Unternehmen, eurem Kooperationspartner weitergehende Möglichkeiten, vorgefertigte Texte oder Gewinnspiele zur Verfügung stellen, könnt ihr ja trotzdem immer noch einen gewissen Spielraum für die Darstellung und die genaue Ausgestaltung lassen. Sonst könnte es zu folgenden peinlichen Abschreckungsbeispielen kommen:
6. Frequenz
22 – so hoch ist die Anzahl an monatlichen Posts eines durchschnittlichen Influencers in Deutschland. Die Frequenz, in der die Inhalte an User ausgespielt werden ähnelt aus Sicht eines Accountverantwortlichen einer Gradwanderung. Man möchte genug Content ausspielen, um davon leben zu können, aber nicht zu viel, sodass man auf Dauer Follower und damit wertvolle Verkaufsargumente verliert, weil man User abschreckt.
Grundsätzlich gilt: je höher die Frequenz an ausgespielten Inhalten, desto zusammenhängender sollten die Posts dargestellt sein. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem durchgängigen Storytelling. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich hierfür einige Produkte besser eignen als andere. Im Bereich Reisen und Erlebnisse lassen sich Stories und Posts natürlich in einem engen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang zueinander schildern. Bei Kurzzeit-Ereignissen (Parfum sprüht man sich nun einmal nur einmal am Tag für eine Sekunde auf), wird das schon schwieriger. Und eine tägliche Wiederholung der immer gleichen Inhalte hilft hier auch nicht weiter.
Daher: überlegt vorab mit dem Kooperationspartner, welche Story sich rund um das Produkt oder die zu bewerbende Marke erzählen lässt und welche Frequenz aus User-Sicht noch „gesund“ erscheint. Versucht, durchgängiges Storytelling zu ermöglichen und Beiträge in engem zeitlichen Zusammenhang zueinander zu stellen. Vor allem sollte vermieden werden, komplett unabhängige und nur für sich stehende Postings zu erstellen. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass ein Account nicht nur noch aus werblichen Posts besteht. Ruft euch in Erinnerung: Influencer-Marketing soll da ansetzen, wo User einen authentischen Eindruck erhalten möchten. Dies wird jedoch durch einen Account, der nur noch und ausschließlich werblich finanziert wird, unmöglich.
7. Konkurrenzprodukte
Im Vorfeld einer Kooperation sollte genau geprüft werden, ob ein Account bereits bestehende vertragliche Beziehungen zu anderen Marken, eventuell sogar zu direkten Konkurrenten pflegt. Macht ein Account Werbung für zwei exakt gleiche Produkte oder Marken, ist die Empfehlungsauthentizität natürlich dahin. Es ist durchaus üblich im Vorfeld einer Zusammenarbeit gegenseitige Auskünfte über vertragliche Verpflichtungen zu verlangen. Das gilt in die eine Richtung (Mit welchen Marken bestehen bereits Kooperationen?), wie auch in die anderen Richtung (Mit welchen Influencern werde ich gegebenenfalls in einen Topf geworfen, wer betreibt zeitgleich Werbung?). Tauscht Euch also im Vorfeld einer Kooperation hierzu aus.