KI-Assistenten, Automatisierungen und KI-Agenten – den Unterschied verstehen

Was ist ein KI-Assistent? Worin unterscheidet er sich von einer Automatisierung? Und wann spricht man von einem KI-Agenten? Im Unternehmensalltag werden diese Begriffe häufig durcheinandergewürfelt.

💡 Hier kommt der Überblick, den jedes Marketing-Team verstehen sollte.

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Unterschied: KI-Assistenten, Automatisierungen und Agenten

1. KI-Assistent

= der smarte Co-Pilot

Ein KI-Assistent ist eine KI-gestützte Anwendung, die vor allem dazu dient, direkt mit Benutzern zu interagieren und auf Anfrage Unterstützung zu leisten. Man kann sich einen KI-Assistenten wie einen digitalen persönlichen Assistenten vorstellen: Er reagiert reaktiv auf Eingaben des Nutzers (Text oder Sprache) und hilft bei spezifischen Aufgaben, ohne eigenmächtig aktiv zu werden.

Merkmale:

  • Handelt nur auf Anfrage, nicht von sich aus
  • Unterstützt bei Text, Recherche, Analyse, Ideenfindung
  • Lernt meist nicht dauerhaft, reagiert aber kontextbezogen

Marketing-Beispiele:

  • ChatGPT oder Gemini erstellen Blog-Briefings
  • Ein CustomGPT oder ein Gem schreibt Social-Media-Texte
  • CRM-Assistenten fassen Kundendaten auf Zuruf zusammen
  • Midjourney erstellt Bilder für eine neue Kampagne

2. KI-Automatisierung

= der intelligente Fließbandarbeiter

KI-Automatisierungen sind feste Abläufe, die nach vordefinierten Regeln oder Ereignissen ablaufen. Sie sind stabil, wiederholbar und nutzen KI-Bausteine während des Prozesses. Hier steht weniger die Interaktion mit einem Benutzer im Vordergrund, sondern vielmehr die hinter den Kulissen ablaufende Automatisierung von Workflows.

Merkmale:

  • Es gibt immer einen Trigger: Event, Zeit oder Regel („Wenn A, dann B“)
  • Läuft eigenständig, aber nicht lernend oder adaptiv
  • Perfekt für Prozesse mit klarer Struktur

Marketing-Beispiele:

  • E-Mail-Automation: Wenn ein neuer Lead kommt, soll eine Willkommensmail mit einer individuellen KI-Botschaft generiert werden
  • Recherche-Workflow: Eine Automatisierung fasst jeden Morgen die wichtigsten Branchen-News in drei Absätzen zusammen und verschickt sie per Slack an Mitarbeitende.
  • Rechnungs-Ablage: Eine KI kategorisiert eingehende Rechnungen nach ihrer Art und verschiebt sie in spezielle Ordner.

3. KI-Agent

= der proaktive Projektmanager

Ein KI-Agent (oder AI Agent) geht einen Schritt weiter als Assistenten oder einfache Automationen: Er handelt weitgehend autonom, um ein vorgegebenes Ziel zu erreichen, und kann dabei eigenständig Entscheidungen treffen und mehrere Schritte planen. Im Unterschied zum reaktiven KI-Assistenten, der immer auf Befehle wartet, übernimmt ein KI-Agent Verantwortung für einen ganzen Prozess und agiert zielorientiert.

Merkmale:

  • Handelt zielorientiert und proaktiv
  • Nutzt Tools, APIs und Daten eigenständig, ohne dass diese in einem Workflow integriert sein müssen
  • Kann aus Feedback lernen und seine Schritte anpassen

Marketing-Beispiele:

  • Kampagnen-Agent: Überwacht ROAS, stoppt Low-Performer, passt Budgets an
  • Support-Agent: Erkennt hinter einzelnen Anfragen größere Probleme und initiiert selbstständig Lösungen (z.B. prüft Lieferkessen und alamiert)
  • LeadManagement: Bewertet eingehende Leads, priorisiert und leitet selbstständig Follow-up-Maßnahmen ein

4. Agentische KI

= das orchestrierte KI-Team

Die agentische KI ist kein einzelner Agent, sondern ein System aus mehreren Agenten, die koordiniert an einem Ziel arbeiten – wie ein intelligentes KI-Team. Man kann es so sehen: Ein KI-Agent ist ein Baustein (ein „Werkzeug“), während agentische KI die koordinierte Nutzung vieler solcher Werkzeuge ist, um ein umfassendes Ziel zu erreichen.

Merkmale:

  • Mehrere Agenten agieren koordiniert und zielgerichtet
  • Planen, handeln und lernen kontinuierlich
  • Können Zwischenziele und Strategien selbst anpassen

Marketing-Beispiele:

  • Ein System steuert das komplette Kampagnen-Ökosystem:
    von Content über Ads bis Performance-Monitoring – alles in einem Loop.
  • Es erkennt Marktveränderungen und passt Budgets und Botschaften automatisch an.
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Wann setze ich was ein?

KI-Assistenten, Automatisierungen und Agenten sind nicht nur unterschiedliche Ausbaustufen, sondern werden auch für unterschiedliche Szenarien eingesetzt. Eine einfache Merkhilfe ist die folgende:

KI-Assistenten: „Hilf mir jetzt“.

Du brauchst KI-Unterstützung auf Zuruf.

Automatisierung mit KI: „Mache das immer so“.

Du hast einen stabilen und wiederholbaren Prozess, in dem KI automatisiert eingesetzt werden kann.

KI-Agenten/agentische KI: „Erreiche das Ziel“.

Du gibst ein Ziel vor, das auf mehreren Wegen mit unterschiedlichen Tools erreicht werden kann.

 

💡 Praxis-Tipp:
Starte klein. Kombiniere zunächst Assistenten für Kreativarbeit oder sonstige Routineaufgaben. Sie nehmen dir allmählich mehr Aufgaben ab. Wenn du das im Griff hast, kannst du nächsten Schritt gehen und eine erste kleine Automatisierung mit KI bauen.

Beispiele aus dem Marketing-Alltag

In der täglichen Marketingpraxis begegnet man heute vor allem KI-Assistenten (z. B. Chatbots, Schreib-Assistenten) und KI-gestützten Automatisierungen. Diese sind schon recht ausgereift und können produktiven Mehrwert liefern.

KI-Agenten im vollautonomen Sinne sind hingegen noch selten – hier gibt es zwar Pilotprojekte und spezielle Tools, aber oft sind Menschen noch eng eingebunden, um die KI zu überwachen und einzugreifen. Agentische KI liegt größtenteils noch vor uns: Zwar sind erste Komponenten sichtbar, aber ein echter, selbstlenkender Marketing-AI-Pilot ist auch heute meist noch Vision und nicht Alltag. Wenn heute von KI-Agenten gesprochen wird, meinen viele schlichtweg Automatisierungen von Prozessen.

Marketing-Beispiele für KI-Assistent, Automatisierung und Agenten

Hier sind ein paar Ideen, die sich schon heute oder perspektivisch umsetzen lassen:

Marketing-Aufgabe KI-Assistent KI-Automatisierung KI-Agent / agentische KI
Content / SEO Gibt Ideen für Blogtitel, Gliederung oder Keywords, wenn man danach fragt. Holt jeden Montag SEO-Zahlen, erstellt automatisch ein kurzes Briefing, legt Aufgaben an, benachrichtigt die Redaktion. Beobachtet laufend Ranking-Veränderungen, erkennt Themen mit Potenzial, erstellt Vorschläge und Texte, pflegt sie selbstständig ein.
Newsletter / Lifecycle Hilft beim Schreiben – z. B. neue Betreffzeile, freundlicherer Ton – wenn man danach fragt. Sobald sich jemand anmeldet, startet automatisch eine Begrüßungsserie mit vorgefertigten Texten, die auf die Person zugeschnitten sind. Erkennt, welche Mails gut laufen (oder nicht), schlägt neue Ideen vor, plant Tests im Tool ein und bereitet alles vor für die Freigabe.
Paid Ads Liefert Textvorschläge für Anzeigen oder neue Keywords auf Anfrage. Holt jeden Tag automatisch Daten wie Kosten oder Klickrate, aktualisiert Dashboards und schickt eine Zusammenfassung ins Team. Überwacht die wichtigsten Ziele (z. B. „Mindest-ROAS erreicht?“), erkennt Probleme, schlägt konkrete Änderungen vor und legt neue Kampagnenentwürfe an.
Lead Management / Sales Sucht Infos zu einer Firma, fasst sie zusammen, schreibt auf Wunsch eine erste Mail. Wenn ein Formular abgeschickt wird: Bewertet automatisch den Lead, ergänzt Daten, weist ihn dem richtigen Sales-Kollegen zu und verschickt eine passende E-Mail. Erkennt starkes Kaufinteresse (z. B. viele Seitenbesuche), schlägt den besten Vertriebsansatz vor und macht konkrete Terminvorschläge.
Social Listening / Markenwahrnehmung Zeigt auf Nachfrage aktuelle Markenerwähnungen oder Stimmungen im Netz. Exportiert regelmäßig Daten, bewertet automatisch die Stimmung, aktualisiert ein internes Dashboard und meldet die Lage ans Team. Erkennt plötzlich steigenden negativen Buzz, alarmiert das Team, erstellt selbst eine erste Stellungnahme und sammelt passende Hintergrundinfos.

Fazit

Der Autonomigrad von künstlicher Intelligenz wird immer höher – das erlaubt neue Use Cases, braucht aber auch neue Skills. Wer KI im Marketing erfolgreich einsetzen will, muss Aufgaben in sinnvolle Use Cases übersetzen, Prozesse und Datenstrukturen so gestalten, dass Assistenten, Automatisierungen und Agenten reibungslos arbeiten, und die Ergebnisse kritisch bewerten und verbessern können. Entscheidend ist die Verbindung aus strategischem Denken, Datenverständnis und technischer Umsetzungskompetenz .

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Über Yvonne Romes

Yvonne ist studierte Politik- und Rechtswissenschaftlerin, entdeckte jedoch bereits früh ihre (größere) Leidenschaft für Digitalmarketing. Sie ist unsere Expertin für ganzheitliche Digital Marketing Strategien und Inhouse-Optimierungspotentiale. Erfahrungen dazu bringt sie unter anderem aus Tätigkeiten bei Marken wie sparhandy.de und OBI Digital mit. Yvonne verfügt zudem über einen Lehrauftrag für Digitales Marketing an der FOM Hochschule in Köln und tritt regelmäßig als Speakerin bei Fachkonferenzen in Erscheinung. Bei planinja ist Yvonne die Expertin auf dem Gebiet der ganzheitlichen Digital Marketing Strategien. Unsere Kunden profitieren von ihrer souveränen Art der Moderation und analytischen Denkweise, die zur gezielten Identifizierung von Potentialen und Optimierungsansätzen führt.