Dominiere die Seite 1 – oder: Was SEO mit Brandbuilding zu tun hat
Häufig wird der Kanal SEO in Unternehmen als reine Performance-Maßnahme wahrgenommen. Dabei können Google und Co. auch hervorragende markenbildende Optionen hervorrufen, um Suchende in ihrer Customer Journey zu beeinflussen. Wie sich Unternehmen den Traffic in den Google-Suchergebnissen zu Eigen machen können und warum Position 1 längst keine Erfolgsgarantie ist, erfährst Du in diesem Artikel.
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Es war im Mai 2018 als ein kleiner Test von Google SEOs weltweit in Aufruhr versetzte. Suchergebnisseiten, die jegliches organisches Ergebnis missen ließen. Erst bei einem Klick auf „Show all results“ sind die zehn blauen Links erschienen. Wird die einst so zuverlässige Traffic-Quelle Google zu einer Sackgasse?
Eingeordnet: No-Click Suchen gab es schon immer
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Auch wenn Googles Danny Sullivan die Tests zeitnahe wieder einstellen ließ, kann es als Signal verstanden werden. Sogenannte abgeschlossene Suchanfragen nach expliziten Informationen benötigen keine zehn Ergebnisse. Wer als Nutzer nur das Geburtsdatum einer öffentlichen Person wissen will, braucht keine Auswahl, sondern die Information auf dem schnellsten Weg. Und genau das Google schon längst erkannt. Neben den besagten Tests sind insbesondere der Knowledge Graph und die Featured Snippets der Versuch, dem Nutzer die Information schneller an die Hand zu geben. Organische Ergebnisse rücken dabei immer weiter in den Hintergrund, ganz im Sinne des Nutzerinteresses. Und wenn möglich, dann versucht der Suchmaschinengigant in seinem Haus und Hof Browser Chrome die Lösung des Problems bereits im Autofill-Fenster vor der Suchanfrage auszugeben.

Google nennt diese Art von Suchanfragen „Know Simple“-Anfragen. Sie sind zweifelsfrei und direkt beantwortbar. Ein Bereich, der eigentlich gar nicht Fokus dieses Artikels werden sollte. Für SEOs und Unternehmen im Allgemeinen sinnd solche Anfragen relativ uninteressant. Etwas spannender, aber auch komplizierter ist das erst bei reinen „Know“-Anfragen. Google selbst definiert sie so:
The intent of a Know query is to find information on a topic. Users want to Know more about something.
Der Nutzer ersucht hier etwas tiefergehende Informationen, die über eine Zahl, ein Datum, einen Ort, Namen oder eine Übersetzung hinausgehen. Ein Beispiel ist etwa die Suchanfrage „Pilze putzen“. Mit der neuen Position Zero gibt sich der Algorithmus hierbei alle Mühe, die Nutzerabsicht abzuschätzen und möglichst viele Informationen bereits auf der Suchergebnisseite anzuzeigen. Im Zweifelsfall wird dann kein weiterer Klick auf eine dritte Webseite mehr nötig sein. Also sind die Anfragen doch nicht so interessant für Unternehmen?

Keine Panik: SERPs nutzen, nicht verfluchen
60 Prozent aller Suchen bei Google enden ohne einen Klick auf eine Webseite. Mobil liegt die Zahl mit 81 Prozent erheblich höher.
Während abgeschlossene Suchanfragen meist ohnehin nur wenige Sekunden andauern und mit der Informationsfindung zweifelsohne beendet sind, können viele Suchen im „Know“ und „Do“ auch ohne Klick einen wichtigen Touchpoint innerhalb der Customer Journey darstellen. Etwa, wenn ein Nutzer unterwegs schnell einige Informationen zu einem Themenbereich haben möchte und diese schon in den Meta-Angaben einer Webseite findet. Oder Suchende, die sich einen Überblick über die Auswahl oder Preis-Range einer Produktkategorie verschaffen wollen. Auch könnte es sein, dass sich Nutzer lediglich eine Ahnung mit einer Information bestätigen lassen oder eine intensivere Suche durch gröbere Vorab Suchen eingrenzen wollen. Andere wiederum sind mit den eingeblendeten Bildern in den organischen Ergebnissen bereits zufrieden.
Es gibt unterschiedliche Intentionen, zu klicken – und noch viele weitere, nicht zu klicken. Und auch diese Suchanfragen sind eine Chance für Unternehmen, um die eigene Marke zu präsentieren.

Neue Denkweise: Was sich für SEOs ändert
Um in der Welt der No-Click Suchen weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, muss sich die Suchmaschinenoptimierung in Unternehmen verändern. Das fängt schon bei der Keywordanalyse an. Denn das Suchvolumen ist nicht mehr alleine aussagekräftig genug, um den strategischen Wert bestimmter Keywordgruppen oder Themen einzuordnen. Schon seit der Änderung auf vier bezahlte Anzeigen oberhalb der organischen Ergebnisse für transaktionale Keywords („Do“) mussten SEOs das Traffic-Potential besser einschätzen können. Mit der Zeit kommen immer weitere Elemente im informationellen Bereich („Know“) hinzu, die die Klicks auf Position 1 schwächen können:
- Featured Snippets
- FAQ Markup und How-To-Anleitungen
- Interaktives Top-Karusell
- Akkordeon mit weiterführenden Fragen
- Media-Elemente (Bild, Video)
- Google Maps
- News-Box
- Ausspielung von Tweets oder Foren-Antworten
- Google Jobs
- Branchenabhängige Widgets, wie Hotel- & Flugvergleich, Wetter, Sportergebnisse, Speedtest und mehr
- Intelligentere Ausspielung der Meta-Description
- … und die Liste wird länger
Das Vorkommen dieser Rich Snippets in den Suchergebnissen sollte bereits bei der Keywordrecherche zur besseren Periodisierung mit einbezogen werden.